Datum: 18.02.2010
Immer mehr Menschen sind in Deutschland von Armut betroffen, das geht aus der aktuellen Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor. Etwa 11 Millionen Menschen lebten 2008 an der Armutsgrenze; jeder siebte Bundesbürger ist damit von Armut bedroht oder betroffen. Damit ist die Zahl Armutsrate um ein Drittel höher als noch vor zehn Jahren. Besonders gefährdet sind junge Erwachsene und kinderreiche Familien.
Als armutsgefährdet definiert die Europäische Kommission, wer mit weniger als 60 Prozent vom durchschnittlichen Einkommen auskommen muss. In Deutschland lag 2008 damit die Armutsgrenze für einen Single-Haushalt bei einem Einkommen von 925 Euro. Für Familien mit einem Kind lag die Einkommensgrenze bei 1665 Euro, für Familien mit zwei Kindern lag sie bei 1943 Euro.
Nach der DIW-Studie lebte etwa jeder vierte 19 bis 25 Jährige unter der Armutsgrenze. Von den Familien mit drei Kindern waren etwa 22 Prozent betroffen, bei Familien ab vier Kindern waren es etwa 36 Prozent. Besonders gefährdet waren laut Studie Alleinerziehende, die minderjährige Kinder zu versorgen haben. 40 Prozent der im Haushalt von Alleinerziehenden lebenden Personen stufte das Forschungsinstitut als armutsgefährdet ein. Bei Alleinerziehenden mit Kleinkindern betrug die Armutsrate sogar 50 Prozent.
Am wenigsten abstiegsgefährdet sind ältere Menschen, die kurz vor der Altersrente stehen. Im Vergleich zum Jahr 1998 sei das Armutsrisiko gerade für kinderreiche Familien gestiegen, so Joachim Frick vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, trotz Schaffung von Kinderbetreuungsplätzen und Elterngeld. Eine Anhebung der Hartz IV-Sätze erachten die Autoren der Studie als ungeeignet, um Armut zu verhindern. Sie rieten zu einer zielgenaueren Förderung betroffener Menschen. So fordere Mitautor Markus Grabka einen stärkeren Ausbau der Kinderbetreuung und eine Entlastung von Alleinerziehenden und Familien durch verbesserte Erwerbschancen.
Die Gründe, weshalb insbesondere jüngere Menschen überproportional häufig in Armut leben, führten die Forscher auf den zeitlich verzögerten Berufseinstieg zurück. Erschwerend komme hinzu, dass viele, die am Anfang des Berufslebens stehen, zunächst in prekären Arbeitsverhältnissen stehen und unterbezahlte Praktika verrichten. Auch die Entwicklung, dass Jugendliche immer früher aus dem Elternhaus ausziehen, wirke sich auf die Armutsstatistik aus. |