Der Elektrokonzern Siemens geriet immer mehr in die Kritik dank den sich häufenden, unbezahlten Rechnungen. Die betroffenen Unternehmen sind meist die kleinen und mittelgrossen Lieferanten, die sich gegen die Praktiken des Konzern eher schlecht wehren können. Dies könnte die Kehrseite, des milliardenschweren Sparpakets sein, welches dem Unternehmen noch letztes Jahr im Bereich Einkauf aufgelegt wurde.
Einige anonyme Quellen behaupten, dass die verspäteten Zahlungen mit System auf Konzernebene betrieben werden. Hinter der ganzen Sache steht ein resourcenschonendes Management, dass aber zum Leid der Lieferanten geschieht. In der Regel wurden Rechnungen spätestens 30 Tage nach der Ausstellung beglichen, doch jetzt erlaubt sich der Siemens-Konzern Verspätungen von 60 bis 90 Tagen. In manchen Fällen verzieht sich der Prozess um 4 Monate oder auch ein halbes Jahr.
Was den Lieferanten die meisten Sorgen bereitet ist die Häufigkeit mit der sich die Verzögerungen ereignen. Früher gab es nur vereinzelte Fälle von verschobenen Auszahlungen oder zurückgestellten Aufträgen. Aus dem Siemens-Haus selber sind auch Gerüchte an die Oberfläche gedrungen, laut denen selbst Kaffeautomaten wegen nicht gezahlten Rechnungen entfernt wurden.
Auf eine Anfrage hin, betonte das Unternehmen, dass sie bei den Transaktionen mit den Lieferanten überaus grossen Wert auf verantwortlichkeit und fairness legen würden. Alle ihre Handlungen seien im Einklang mit ihren internen Regeln. Der Prozess von der Bestellung bis zur Zahlung sei kompliziert und lang, wenn auf dieser Strecke etwas passiert verzögert sich die ganze Prozedur. Die Zahlungskonditionen hätten sich nicht geändert, hiess es noch von Siemens.
Nach der Vorstellung von Barbara Kux aus dem Siemens-Vorstand wurde 2009 die Einkaufsinitiative ins Leben gerufen. Diese Initiative hat als Ziel den Einkauf aus einigen Sektoren zu bündeln und das 38 Milliarden schwehre Einkaufsvolumen von 29 auf 46 Prozent zu steigern. Ein anderes Ziel ist die Lieferantenzahl zu senken. Das ist ihnen seit dem letzten Jahr auch gelungen, undzwar von 113.000 auf 90.000. Nach eigenen Angaben handelt es sich bei den wegfallenden Lieferanten um Klein- bzw. Mittelgrossunternehmen. Laut Kux haben sich diese Massnahmen positiv auf das Unternehmen ausgewirkt, ein Effekt der sich dieses Jahr noch bemerkbar machen wird.
Eine Umfrage ergab, dass die Lieferanten der Bauindustrie, der Elektro- und Metallbranche und der Verkehrswirtschaft auch mit den Zahlungen ihrer Kunden unzufrieden sind. Doch am schlechtesten beurteilten Zulieferer der Kommunen und Städte ihre Kunden. Hier muss man durchschnittlich 65 Tage auf die Begleichung von Rechnungen warten. |